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Wilde Highlands - Wandern & Bergsteigen

Schottland - Wandern - Old Man of Storr
Schottland - Wandern - Old Man of Storr

Seit vielen Jahren reist tourentipp.com-Autorin Astrid Süßmuth zum Wandern und Bergsteigen in die Schottischen Highlands. Jenseits der typischen Klischees von Whisky und Schottenrock findet sie dort noch ein Stück einsames Europa von einzigartig wildkarger Schönheit.

Angekommen an einem der internationalen Flughäfen von Edinburgh oder Glasgow führt unsere Reise auf der hier noch breit ausgebauten A82 zunächst in das Seengebiet der Trossachs mit seinen sanften Bergen. Entlang des Loch Lomond und durch das Glencoe, unvergessener Schauplatz eines blutigen Massakers in alter Zeit und heute noch schaurig-verlassener Ort, folgen wir dem bekannten Weitwanderweg West Highland Way bis nach Fort William zu Füßen des Ben Nevis.

Anstieg auf den Schihallion, in dem der Sage nach das Feenvolk hausen soll.
Anstieg auf den Schihallion, in dem der Sage nach das Feenvolk hausen soll.

Hier wenden wir uns nach Westen, lassen die großen Straßen hinter uns und fahren über eine Aufsehen erregende Brücke auf die Insel Skye. Dort findet der Bergfreund nicht nur die alpinsten Touren Schottlands, sondern auch die Fähre auf die äußeren Hebriden wie zur Doppelinsel Lewis and Harris. Harris ist vor allem durch die dichte Schafwolle und den daraus gearbeiteten Tweedstoff bekannt, lockt aber auch durch kilometerlange weiße Sandstrände während sich auf dem nördlichen Inselteil Lewis die bekannten Steinkreise von Callanish und das noch weitgehend unerschlossene Clisham-Gebirge befinden. Von der Inselhauptstadt Stornoway bringt uns die Fähre zurück auf das schottische Festland, wo wir den äußersten Norden Schottlands erkunden und schließlich via Inverness über die autobahnähnlich ausgebaute A9 in den Süden zurückkehren.

Typisch schottisch: Unten sumpfiges Moor, oben griffiger Fels am Ben Venue.
Typisch schottisch: Unten sumpfiges Moor, oben griffiger Fels am Ben Venue.

Liebliche Idylle und Rebellenversteck: Die Trossachs - Der bekannte Dichter Sir Walter Scott wurde in den Trossachs zu seiner romantischen Ballade "Das Fräulein vom See" inspiriert, was beim Wandern durch die stillen Wälder und vorbei an verwunschen wirkenden Seen nicht weiter verwunderlich scheint. Zu den schönsten Wanderungen in den Trossachs gehören die Besteigungen von Ben a'An (461 m) und Ben Venue (729 m), die trotz ihrer vergleichsweise geringen Höhe einen schönen felsigen Gipfelaufbau haben und herrliche Ausblicke über Loch Katrine und die Wälder der Trossachs schenken.

Scheinbar endlose Wanderungen führen quer durch das Rannoch Moore im Herzen der Schottischen Highlands.
Scheinbar endlose Wanderungen führen quer durch das Rannoch Moore im Herzen der Schottischen Highlands.

Im Herzen Schottlands - Die Central Highlands zwischen Fort William, Inverness und Perth. Die Highlands werden zentral vom Great Glen, einem tektonischen Graben, durchschnitten, entlang dessen sich die Seen Loch Ness (je nach Sichtweise mit oder ohne Nessie) und Loch Lochy befinden. Im Westen dieses Grabens befindet sich das Städtchen Inverness, im Westen Fort William. Letzteres ist ein Zentrum des schottischen Bergsports, nicht zuletzt weil sich hier auch der Ben Nevis (1344 m) als höchster Berg der britischen Inseln befindet. Sein Gipfel ist an durchschnittlich 360 Tagen im Jahr von Wolken verhüllt, vermutlich wurde auch deshalb das Observatorium auf dem Gipfelplateau aufgegeben. Am Ben Nevis wurde übrigens das Eisklettern erfunden. Ein weiteres Bergsportzentrum befindet sich südöstlich von Inverness, die Cairngorms genannte Region übt nicht nur auf passionierte Bergsteiger sondern auch auf die britische Königsfamilie eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Hier residiert die Queen im königlichen Landsitz Balmoral Castle und auf dem weiten Gipfelplateaus des Lochnagar (1155 m) soll auch schon Prinz Charles gesichtet worden sein.

Anstieg auf den Clisham, mit seinen knapp 800 Metern höchster Berg der äußeren Hebriden.
Anstieg auf den Clisham, mit seinen knapp 800 Metern höchster Berg der äußeren Hebriden.

Der äußerste Rand Europas: Die Hebrideninseln - Die auch "Western Isles" genannte Inselkette der Hebriden zieht sich auf einer Strecke von über 280 Kilometer entlang der schottischen Westküste. Nur etwa 80 der über 500 Inseln sind (noch) besiedelt, wovon Skye und die Doppelinsel Lewis and Harris die bedeutsamsten Zentren darstellen. Seit 1995 verbindet eine 500 Meter lange Brücke die Insel Skye mit dem schottischen Festland, Lewis and Harris sind dagegen nach wie vor nur mit der Fähre erreichbar. Skye ist ein Eldorado der britischer Bergsteiger. In den Red und den Black Cuillins befinden sich mannigfaltige Möglichkeiten für ambitionierte Kletterer, die Überschreitung der Black Cuillins - kein Gipfel höher als 1000 Meter, dafür aber fast 4000 HM gesamt - gilt als die alpinste Bergtour Großbritanniens ("Black Cuillin Ridge Traverse"). Wer es eher gemütlich mag, findet im Norden von Skye schöne Wandermöglichkeiten, beliebt ist die Ersteigung des markanten Storr mit seiner vorgelagerten Felsennadel Old Man of Storr.

Auf Lewis und Harris lohnen sich nicht nur die Ersteigung des höchsten Berges Clisham (799 m), sondern vor allem ausgedehnte Wanderungen entlang scheinbar endloser Sandstrände, über Moore und zu verborgenen Steinkreisen. Ein echtes Highlight ist eine Rundwanderung durch die Uig Sands mit der Besichtigung einer verfallenen Inselfestung - dabei aber unbedingt Ebbe und Flut beachten, da der Tidenhub am nördlichen Atlantik stark ausgeprägt ist!

Der Ben Nevis ist mit 1344 m höchster der Munros, leider hüllt er seinen Gipfel an durchschnittlich 360 Tagen in Wolken.
Der Ben Nevis ist mit 1344 m höchster der Munros, leider hüllt er seinen Gipfel an durchschnittlich 360 Tagen in Wolken.

Der Norden: Assynt und Caithness - Heute ist der äußerste Norden Schottlands mehr als spärlich besiedelt, die Highland Clearances genannte Vertreibung der Landbevölkerung zugunsten von Schafsweidegrund im 19. Jahrhundert hat ganz Arbeit geleistet. Einst jedoch muss gerade dieses Gebiet dicht bewohnt gewesen sein, wie die vielen bronzezeitlichen Siedlungsreste, Steinkreise und Burgruinen zeigen. Viele dieser Relikte aus alter Zeit liegen heute mitten im Moorland und können nur erwandert werden. Zu den herausragendsten Unternehmungen im schottischen Norden gehört die Wanderung zur berühmten Sandwood Bay, mit 13 Kilometern Gesamtlänge auch eine der weitesten.

Schottlandwandern spezial: Munro-Bagging - Eine schottische Spezialität ist das beliebte Munro-Bagging. Bei den Munroes handelt es sich um schottische Berge, die eine Höhe von mehr als 2000 ft. = 914 m aufweisen und als solche erstmals von Sir Hugo Munro im 19. Jahrhundert aufgelistet wurden. Er war auch der erste, den die entsprechende Sammelleidenschaft ("Munro-Bagging") erfasste, allerdings nicht der erste Munroist mit allen 283 Gipfeln in der Tasche. Diese Ehre widerfuhr einem gewissen Reverend A.E. Robinson anno 1901. Heute kann man sich nach erfülltem Task auch online in der Liste der Munroisten verewigen. Höchster Munro ist der Ben Nevis mit 1344 m, schwierigster ist die Inacessable Pinnacle auf Skye mit Kletterstellen im III. Grad.

Alle Infos & Tipps:

Die wichtigsten Gebietsinformationen zu den Schottischen Highland, wie Übernachtungsmöglichkeiten, Reisezeit, Essen und Trinken, Anreise, Kartenmaterial, Kultur und Sprache, finden Sie hier in diesem Schottland-Artikel.

Autorin: Astrid Süßmuth